Gestern und damit kurz vor dem 30. Jahrestag der Hillsborough-Katastrophe, bei der am 15. April 1989 mit 96 Liverpool-Supporter ums Leben kamen, endete das im Januar 2019 begonnene Gerichtsverfahren – leider und enttäuschend ohne Schuldspruch durch die 12 köpfige Jury für den damaligen verantwortlichen Polizeichef David Duckenfield.
Schuldig gesprochen wurde indes der ehemalige Sheffield Wednesday-Geschäftsführer Graham Mackrell angesichts der Tatsache, dass nicht ausreichend viele Drehkreuze zur Verfügung standen, um einen reibungsloseren Einlass zu ermöglichen.
Allerdings soll eine neue Anklage gegen Duckenfield wegen Totschlags durch grobe Fahrlässigkeit von 95 Männern, Frauen und Kindern angestrebt werden.
Das 96. Opfer (Tony Bland), das erst ein Jahr später an den Folgen der bei der Katastrophe zugezogenen Verletzungen verstarb, kann hier aufgrund eines Gesetzes von 1989 nicht einbezogen werden.
Der Kampf um Gerechtigkeit geht also auch 30 Jahre nach der Hillsborough-Katastrophe weiter, ja muss weitergehen!!!
JUSTICE for the 96!
Eckdaten zur bisherigen juristischen Aufarbeitung der Hillsborough-Katastrophe
2 Tage nach Hillsborough
- Innenminister-Ankündigung eines Gesetzes zur Abschaffung von Stehplätzen in Fußballstadien (was auch im Gesamtkontext zu den Stadion-Katastrophen 1985 von Bradford/56 Tote und Heysel/39 Tote zu sehen ist)
1991
- Abschluss der ersten Untersuchung mit dem Ergebnis, dass alle Verstorbenen durch einen Unfall den Tod gefunden hatten
- eine politische Aufarbeitung blieb lange Zeit aus
2009
- Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission unter Vorsitz des Bischofs von Liverpool
17. Oktober 2011
- nachdem 139.000 Menschen eine Petition unterzeichnet hatten, beschloss das britische Parlament, dass die Kommission alle Akten über das Unglück erhalten soll
12. September 2012
- Veröffentlichung des Berichts der unabhängigen Untersuchungskommission (Hillsborough Report)
- die Schuld für das Unglück ist nicht bei den Fans, sondern den Ordnungskräften zu suchen
- 41 Opfer hätten gerettet werden können, wenn die medizinische Versorgung schnell genug angelaufen wäre
- Vorwurf an die Polizei, 164 Aussagen von Augenzeugen verändert zu haben, davon 116, die das Verhalten der Polizei an diesem Tag in ein schlechtes Licht gerückt hätten
19. Dezember 2012
- das oberste Zivilgericht Großbritanniens revidiert das ursprüngliche Urteil von 1991
31. März 2014
- eine neue Untersuchungskommission unter der Leitung von Richter John Goldring nimmt ihre Arbeit auf
2016
- Einschätzung der neuen Untersuchungskommission, dass der Tod der Fans kein Unfall war, sondern durch die Verletzung von Vorschriften und Gesetzen verschuldet wurde
- die Anklagebehörde erklärt, dass sie zwei Verfahren gegen die Polizei vorbereite, in denen es zum einen um mögliche strafbare Verstöße von Polizeiangehörigen, die zum Tod der Fans beigetragen haben, sowie zum anderen um die mögliche anschließende Vertuschung von Fakten durch die Polizei in Folge der Katastrophe gehe
- eine mögliche Anklage betrifft vor allem Duckenfield, der vor der Untersuchungskommission bereits zugegeben hatte, früher die Unwahrheit gesagt zu haben
Juni 2017
- Strafanzeige und Anklage gegen sechs Personen (David Duckenfield, drei beteiligte Polizisten, ein Jurist sowie Graham Mackrell [ehemaliger Geschäftsführer von Sheffield Wednesday])